Synthese

Übergeordnete Synthese der Fördermaßnahme  "Nachhaltiges Landmanagement − Wechselwirkungen zwischen Landmanagement, Klimawandel und Ökosystemdienstleistungen"

In den untersuchten Regionen nehmen die Intensivierung der Landnutzung und der Flächenverbrauch stetig zu. Das Bevölkerungswachstum, globale Märkte und Agrarpreise, Politiken und die Energieversorgung bewirken eine steigende Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln, Energiepflanzen und anderen Rohstoffen. Wasserkraft, Siedlungs- und Verkehrsflächen konkurrieren mit Agrar- und Naturflächen. Der Klimawandel verschlechtert zunehmend die Bedingungen für die Landnutzung. Damit werden die Existenzgrundlagen der lokalen Bevölkerung gefährdet, wie Ernährungssicherheit, Wasserverfügbarkeit und Gesundheit. Nachhaltige Lösungen sind notwendig um die Lebenssituation der Menschen zu verbessern, dem Klimawandel entgegenzuwirken und die natürlichen Ressourcen zu schützen.

Eine ressourcenschonende Landnutzung hat in den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der Agenda 2030 der Vereinten Nationen oberste Priorität, und wird in verschiedenen IPBES-Zustandsberichten  sowie durch UN-Konventionen und Programme thematisiert und unterstützt (Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), Wüstenkonvention (UNCCD), Biodiversitätskonvention (CBD) und RAMSAR-Konvention). Globale und Multi-Akteur-Partnerschaften sind essentiell für die Erreichung dieser Ziele.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierte daraufhin die Fördermaßnahme "Nachhaltiges Landmanagement − Wechselwirkungen zwischen Landmanagement, Klimawandel und Ökosystemdienstleistungen". Über 500 Wissenschaftler waren in zwölf Regionalprojekten und einem Begleitvorhaben (GLUES) beteiligt.

Die Herausforderungen der Landnutzung und die Handlungsempfehlungen der Projekte für eine nachhaltige Landnutzung werden unter den Themen Landnutzung, Klimawandel, Natur und Menschen und ihre Wechselwirkungen untereinander zusammengefasst.
 

Landnutzung

Landnutzungssysteme und die Probleme, die sie verursachen, unterscheiden sich in den untersuchten Regionen voneinander. Neben Land- und Forstwirtschaft spielen auch Energie- und Wasserwirtschaft, Siedlung und Verkehr sowie Tourismus eine wichtige Rolle.

Sowohl Subsistenzwirtschaft als auch intensive Landwirtschaft nehmen große Flächen für Land- und Forstwirtschaft ein. Auf immer größeren Flächenanteilen werden Energiepflanzen angebaut und konkurrieren somit mit Nahrungspflanzen. Intensive und nicht nachhaltige Landnutzungsformen führen zur Degradierung der natürlichen Ressourcen (siehe Biodiversität, Ökosystemleistungen), insbesondere der Böden, verstärken den Klimawandel und verschlechtern die Qualität und Verfügbarkeit von Wasser. Im Einzugsgebiet von Stauseen schränkt die Energieproduktion die Wasserverfügbarkeit für Trinkwasser und die Bewässerung ein (INNOVATE).

Siedlungs- und Verkehrsflächen nehmen zu Lasten von Natur -und Agrarflächen stetig zu (CC-LandStraD). Der traditionelle Küstenschutz wird aufgrund des Klimawandels voraussichtlich in Zukunft nicht mehr ausreichen (COMTESS). Zunehmender Tourismus kann eine zusätzliche Einnahmequelle für die lokale Bevölkerung sein. Steigende Preise können jedoch gleichzeitig die Lebenshaltungskosten der Bevölkerung nach oben treiben (COMTESS, LEGATO, LUCCi, SuLaMa, TFO).

Handlungsempfehlungen

Nachhaltige Landnutzung sichert Erträge und Ernährung und schont natürliche Ressourcen. Die Erträge lassen sich durch lokal angepasste ökologische Verfahren ohne weiteren Flächenverbrauch steigern (LEGATO, SASCHA, TFO). Die Landwirtschaft sollte auf bereits genutzten Agrarflächen, zum Beispiel durch Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, optimiert werden (Carbiocial, CC-LandStraD, SASCHA, SURUMER, SuMaRiO, TFO). Nachhaltige Verfahren, abgestimmt auf die regionalen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Bedingungen sind beispielsweise minimale Bodenbearbeitung mit Direktsaat, unterschiedliche Verfahren der organischen Düngung, die permanente Bodendeckung und der Anbau von ertragsreichen Mischkulturen. Diese verbessern die Qualität des Bodens und vermeiden die Emission von klimaschädlichen Gasen (Carbiocial, CC-LandStraD, KULUNDA, SASCHA, SuLaMa, TFO). Die Verfügbarkeit und Züchtung von trocken- und krankheitsresistenten Kulturpflanzen muss regional angepasst erfolgen für die Anpassung an den Klimawandel und für die Nahrungssicherheit (SuLaMa, SURUMER, TFO). Auch Fruchtfolge und der Anbau von einheimischen Nutzpflanzen im Unterwuchs von Baumplantagen tragen zum Boden- und Klimaschutz sowie zur Einkommenssicherheit bei (KULUNDA, SURUMER). Der Einsatz von verbesserten Bewässerungstechnologien und -methoden steigert die Qualität und Verfügbarkeit von Wasser (SuLaMa, SuMaRiO, TFO). In der kleinbäuerlichen Subsistenzwirtschaft kann die Ernährungssicherung für Menschen und Vieh durch Züchtung und Anbau von lokalen Wildpflanzen verbessert werden (SuLaMa). Verfahren mit reduziertem Pestizideinsatz führen zu gleichen Erträgen (KULUNDA, LEGATO, SURUMER).

Eine nachhaltige Energiewirtschaft verwendet zusätzlich zu Bioenergiepflanzen weitere erneuerbare Energiequellen und das Wassermanagement von Stauseen wird für eine bessere Wasserverfügbarkeit optimiert (INNOVATE, LUCCi, SuMaRiO). Ein multifunktionales Management des Wasser- und Küstenschutzes ist zu fördern. An der Nordseeküste werden dafür Poldergebiete angelegt (COMTESS) und es wird die Erhaltung der natürlichen Sumpfvegetation von Flüssen empfohlen, da diese gegen Hochwasser schützen und den Wasserhaushalt verbessern (LUCCi, TFO). Eine nachhaltige Aquakultur reduziert Eutrophierung und verbessert die Wasserqualität. Um das Abwasser der Aquakultur zu reinigen, kann ein nachhaltiges Wasserreinigungssystem (Grüne Leber) zum Einsatz kommen (INNOVATE). In nachhaltigen Städten und Gemeinden sind Ortskerne zu erhalten und weniger Neubaugebiete am Siedlungsrand auszuweisen (CC-LandStraD). Ein nachhaltiger Tourismus ist zu bevorzugen. Dieser ist stark vom Artenschutz und der Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaften abhängig (COMTESS, LEGATO, SuLaMa, TFO).

Klimawandel

Als Hauptverursacher des gegenwärtigen Klimawandels gilt der Mensch, durch die Erhöhung der Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Intensive Landnutzungssysteme und die Umwandlung von natürlichen Ökosystemen verursachen Treibhausgasemissionen, die somit zur globalen Erwärmung beitragen. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in vielen Regionen bereits jetzt spürbar (COMTESS, LUCCi, KULUNDA, SASCHA, SuLaMa, TFO). Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Stürme, starke und unregelmäßige Regenfälle und Überflutungen haben deutlich zugenommen (COMTESS, LUCCi, SuLaMa). Die Auswirkungen des Klimawandels verschärfen den Druck auf die natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser, Biodiversität und Ökosystemleistungen. Aus der Verknappung von Ressourcen resultieren Konflikte zwischen den Akteuren (Menschen) vor Ort. Nachhaltiges Landmanagement wirkt dem Klimawandel entgegen und ermöglicht die Anpassung an die Folgen mit Strategien zum Klimaschutz und für die Klimaanpassung (alle Projekte).

Handlungsempfehlungen

Für einen effektiven Klimaschutz müssen Treibhausgasemissionen reduziert, Kohlenstoffspeicher geschaffen und Kohlenstoffsenken geschützt werden (alle Projekte). Regionale Lösungen für die extensive Nutzung von Wäldern, Acker-, Weiden- und Moorflächen tragen zur Speicherung von Kohlenstoff bei (CC-LandStraD, KULUNDA, SASCHA, SURUMER, TFO). Die Ausweitung von Ackerflächen kann vermieden werden, in dem auf bereits genutzten Flächen eine nachhaltige Produktion etabliert und degradierte Flächen aufgewertet werden (SASCHA). Wälder, Moore, Steppen, Grünland und Küstenvegetation sind wertvolle Kohlenstoffsenken. Deren Erhalt und Wiederherstellung dient dem Klimaschutz und sichert weitere Ökosystemleistungen für das Allgemeinwohl (alle Projekte). Durch Anbausysteme mit permanenter Bodendeckung oder der Zugabe von organischem Material aus Reststoffen oder der Tierproduktion ist eine gezielte Anreicherung von Kohlenstoff im Boden möglich (Carbiocial, TFO). Ein verbessertes Stoffstrommanagement und eine schonende Bearbeitung des Bodens vermindert Emissionen (Carbiocial, KULUNDA, SASCHA, SuLaMa, TFO). Eine konsequente innerstädtische Entwicklung und die Wiedernutzung von Flächen vermindern den Flächenverbrauch (CC-LandstraD, SuMaRiO). Notwendig sind weitere Finanzierungquellen, wie zum Beispiel ein Klimafonds für die Umsetzung von Klimaschutzprojekten (CC-LandstraD).

Zunehmende Extremwetterereignisse erfordern gezielte Maßnahmen zur Klimaanpassung. In Trockengebieten ermöglicht der Anbau von trockenheits- und salztoleranten Arten und Sorten an Nutzpflanzen und deren Züchtung eine Anpassung an die Veränderungen. Diese sollen Dürren besser überstehen und gleichzeitig gute Erträge liefern (SuLaMa, SuMaRiO, TFO). Durch eine gezielte Erhöhung des Anteils von städtischen Grünflächen mit unter anderem hitzetoleranten und wassersparsamen Baumarten werden Hitzeinseln vermieden und die Luftqualität verbessert. Urbane Wälder tragen zur Abkühlung der Umgebung während Trockenperioden bei und dienen als Barriere gegen Staubstürme (CC-LandstraD, SuMaRiO). Die Berücksichtigung von Gefährdungsszenarien bei der Siedlungsentwicklung kann Schadenspotentiale verringern (CC-LandstraD). Eine Verbesserung des Hochwasserschutzes an Küsten und Flüssen kann durch die Schaffung einer multifunktionalen Landschaft mit Auwäldern, Poldern und Feuchtflächen erreicht werden (COMTESS, LUCCi, TFO). Polder sind Wasserrückhaltgebiete die beispielsweise an der Nordseeküste eingesetzt werden können, um Überschwemmungen einzudämmen (COMTESS). Wasser kann in den Poldern gespeichert und dann zur Bewässerung oder als Tiertränke genutzt werden (COMTESS). Die natürliche Sumpfvegetation entlang von Flüssen dient ebenfalls als Wasserrückhaltgebiet und Barriere gegen Hochwasser sowie zur Speicherung und Filterung von Wasser. Lösungen für die Renaturierung und den Erhalt der Sumpfgebiete können nur gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung entwickelt werden (LUCCi, TFO). Diese Maßnahmen sind nicht nur für die Klimaanpassung geeignet, sondern tragen insgesamt zum Klimaschutz und dem Schutz der Natur (Boden, Wasser, Biodiversität und Ökosystemleistungen) bei.

Natur

Die Natur bildet die Lebensgrundlage des Menschen. Die Lebensqualität der Menschen hängt stark von der Nutzung und dem Zugang zu natürlichen Ressourcen ab. Natürliche Ressourcen wie Boden, Wasser, Biodiversität und Ökosystemleistungen stehen untereinander in Wechselwirkungen und sind alle in gleichem Maße von immenser Bedeutung für das Überleben der Menschen. In allen untersuchten Ökosystemen führt die vorherrschende Landnutzung zu einer Übernutzung der Ressourcen. Die Folge sind Bodendegradierung und Wasserknappheit. Auch die biologische Vielfalt (Biodiversität), das heißt die Vielfalt der Arten, der Ökosysteme und die genetische Vielfalt, und die Ökosystemfunktionen und -leistungen sind besonders bedroht. Erhaltung, Wiederherstellung und Schutz der natürlichen Ressourcen ist weltweit eine dringliche Aufgabe.

Handlungsempfehlungen

Alle natürlichen Ressourcen sollten gezielt erhalten und geschützt werden. Um die Ressource Boden zu schützen, sind vielfältige Fruchtfolgen und die Düngung mit lokal verfügbarem organischem Material geeignet. So werden Böden geschont und bereichert. Auch eine präzisere Ausbringung von mineralischem Dünger, eine ständige Bodenbedeckung durch Pflanzen, eine extensive Viehhaltung und das Anpflanzen von Hülsenfruchten in Fruchtfolge erhöhen die Bodenqualität. Eine schonende Bodenbearbeitung fördert die Biodiversität von Mikroorganismen, die die Bodenmineralisierung unterstützen (Carbiocial, KULUNDA, SASCHA, SuLaMa, SURUMER, TFO).

Die Ressource Wasser kann durch wassersparende Maßnahmen gesichert werden, indem die Wassernachfrage der Menschen mit erhöhten Wasserpreisen und Wasserquoten reguliert werden (INNOVATE, SuMaRiO). Polder verhindern auch das Aufsteigen salzhaltigen Wassers, was Ökosystemleistungen aufrecht erhält. In Trockengebieten sind Feuchtbiotope entlang von Flüssen und in Flussbecken zu schützen, da sie Hochwasserstände abpuffern und den Abfluss während der Trockenzeit stabilisieren, ebenfalls eine wichtige Ökosystemleistung für den Menschen (LUCCi, TFO).  Wasserschutzzonen sollten zum Schutz der Ressource Wasser darüberhinaus ausgewiesen werden (SURUMER).

Die Biodiversität sollte erhalten, wiederhergestellt und unter Schutz gestellt werden. Die Artenvielfalt wird gefördert, wenn in Lebensräumen strukturelle Vielfalt geschaffen wird (Totholz und Kies in Flüssen, Agroforstsysteme, Ackerrandstreifen, Unterwuchs in Baumplantagen) (LEGATO, SURUMER, SuMaRiO, TFO). Endemische und seltene Arten sowie Lebensräume wie Wälder, Grünland, Steppen, Moore und andere Feuchtgebiete müssen dringend mehr geschützt werden, um wichtige Ökosystemleistungen zu erhalten, insbesondere für die Nahrungssicherheit, für die Klimaanpassung und den Klimaschutz sowie für die Bodenfruchtbarkeit und die Verfügbarkeit von Wasser (alle Projekte). Invasive gebietsfremde Arten in Gewässern können durch ein nachhaltiges Wassermanagement eingedämmt werden (INNOVATE). Finanzielle Anreize machen Pflege, Erhalt und Schutz von Landschaften für die Bevölkerung attraktiv (CC-LandstraD, LUCCi, SuLaMa). Naturschutzregularien müssen vereinbart und ihre Durchsetzung in Schutzgebieten überwacht werden (SuLaMa). Die Landschaftszersplitterung ist zu vermeiden, die Schutzgebietsvernetzung durch Korridore (NATURA-2000-Prinzip) zu fördern (LEGATO, SURUMER, TFO). Um Biodiversitätsänderungen zu erkennen, werden Langzeitbeobachtungssysteme (Monitoring) benötigt (LEGATO, SuLaMa, TFO).

Bei den Ökosystemleistungen (Ecosystem Services oder ESS) sind Basis-, Versorgungs-, Regulierungs- und kulturelle Leistungen sicherzustellen (Millenium Ecosystem Assessment, MEA). Wälder sind als Nahrungsquelle, für Arzneipflanzen und nachwachsende Rohstoffe zu schützen und Jagd und Fischerei müssen reguliert werden (SuLaMa, SURUMER, TFO). Die Aufrechterhaltung der Bestäubungsleistung und biologische Schädlingsbekämpfung ohne Pestizide kann durch Ecological Engineering gewährleistet werden (LEGATO). Indigenes Wissen und die kulturelle und spirituelle Bedeutung der Natur für einzelne Bevölkerungsgruppen ist in Managementplänen zu berücksichtigen (SuLaMa, TFO). Ökosystemleistungen bieten neue Einkommensquellen für die Bevölkerung an, beispielsweise durch Ökotourismus, Handwerkskunst, Vermarktung von Honig oder Waldprodukten (COMTESS, LEGATO, LUCCi, SuLaMa, TFO).

Menschen

Globale und lokale wirtschaftliche Faktoren, gesellschaftlicher Wandel und der Klimawandel sowie nationale und internationale Politiken bestimmen die Intensität der Landnutzung in den untersuchten Regionen. Eine wachsende Bevölkerung, die globalen Agrarmärkte mit der weltweit steigenden Nachfrage nach Nahrungsmitteln, Viehfutter, Biotreibstoffen und anderen Rohstoffen sind die Hauptreiber für mehr Bedarf an Wasser, fruchtbaren Böden, Wohnflächen, Energie und Verkehrsinfrastruktur (Carbiocial, INNOVATE, KULUNDA, LUCCi, SASCHA, SuLaMa, SURUMER, TFO). Auf lokaler Ebene ergeben sich Armut und Subsistenz durch höhere Lebenshaltungskosten, das Streben von globalen Akteuren nach kurzfristigen Profiten und zunehmendem Kapitalismus (SuLaMa, SURUMER, TFO).

Regierungen und Verwaltungen sind oft ineffizient, die Gesetzeslage ist unklar und die Verfahren sind zu bürokratisch. Kontrollinstanzen sind zudem häufig überlastet oder zum Teil gar nicht vorhanden und stehen damit einer nachhaltigen Landnutzung oftmals entgegen (Carbiocial, INNOVATE, LUCCi, SuLaMa, SuMaRiO, SURUMER, TFO). In einigen Untersuchungsgebieten herrscht eine unklare politische Lage und Unsicherheit über Eigentums- und Nutzungsrechte (Carbiocial, SuLaMa, TFO). Der Zugang zu landwirtschaftlicher Kreditfinanzierung ist begrenzt. Viele Kleinbauern müssen zusätzliche Tätigkeiten ausüben, um das Familieneinkommen zu sichern (LEGATO, SuLaMa, SuMaRiO, SURUMER, TFO). Der lokalen Bevölkerung oder den verantwortlichen Behörden fehlen häufig Kenntnisse über Zusammenhänge und Optionen bei der Nutzung der natürlichen Ressourcen (SuLaMa, TFO). Es fehlt oft an Bildung (akademischer Bildung, beruflicher Fort- und Ausbildung) und Beratung (LEGATO, LUCCi, SuLaMa, INNOVATE).

Die Folgen sind Übernutzung der natürlichen Ressourcen, Landdegradierung, Verstärkung des Klimawandels, Ernährungsunsicherheit und Migration (LEGATO, SuLaMa, SURUMER, TFO). Traditionen und Wissen, das von Generation zu Generation weitergegeben wird, gehen wegen Abwanderung aus den ländlichen Räumen in die Städte verloren (LEGATO).

Handlungsempfehlungen

Eine nachhaltige Landnutzung ist auf Dauer nur möglich, wenn sie von staatlichen Institutionen unterstützt wird. Politiken und Gesetze sollen sichere Rahmenbedingungen für die nachhaltige Bewirtschaftung der Lebensgrundlagen schaffen, mit denen die Anpassung an den Klimawandel und der Schutz von Ökosystemen und ihren Ökosystemleistungen gelingt (CC-LandStraD, INNOVATE, SASCHA, TFO). Für den Erfolg der Maßnahmen ist die Klärung von Landbesitz sowie Nutzungsrechten durch Kartierung und Erfassung in Katastern, zum Beispiel mit Fernerkundung notwendig (Carbiocial, KULUNDA, SuLaMa, TFO). Die Diversifizierung von Einkommen, beispielsweise durch Ökotourismus hat großes Potential den Lebensstandard der Menschen zu verbessern (SASCHA, SuMaRiO, SuLaMa, SURUMER, TFO). Finanzielle Anreize wie Klimafonds und PES (Payment for ecosystem services) zur Förderung von Landnutzungsänderungen und dem Klima- und Naturschutz sind ebenfalls eine mögliche Lösung (CC-LandStraD, LUCCi, SuLaMa). Investitionen in landwirtschaftliche Informationssysteme, in verbesserte Anbautechniken und Technologieentwicklung, in die Verbesserung der lokalen Infrastruktur und der Marktbedingungen sind wichtige Voraussetzungen, sowie auch der Zugang zu kleinen Krediten (Carbiocial, LUCCi, SuLaMa, TFO).

Kommunikation ist essentiell, um die Bedürfnisse und Probleme der Stakeholder zu verstehen und sie einzubinden. Der Aufbau von Kompetenzen ist wichtig, um für eine nachhaltige Landnutzung zu sensibilisieren und ein größeres Bewusstsein für die Natur zu schaffen. Die partizipative Forschung ermöglicht der lokalen Bevölkerung die Einführung neuer nachhaltiger Methoden sowie deren eigenständige Umsetzung und Weiterentwicklung. Durch Partizipation wird mit Wissenschaft und Stakeholdern gemeinsam Wissen produziert und Probleme gelöst. Die Bevölkerung kann außerdem in die Forschung eingebunden werden, beispielsweise in die Langzeitbeobachtung der Biodiversität (Citizen Science) (LEGATO, SuLaMa, TFO). Die Einbindung der verschiedenen Interessenvertreter (Stakeholder) aus öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Sektoren durch Beteiligungsprozesse fördert ein gemeinsames Verständnis und die Akzeptanz. Die Umsetzung von nachhaltigen Lösungen kann durch Beratungsdienste verstärkt werden (alle Projekte). Die Umsetzung einer nachhaltigen Landnutzung ist in vielen Ländern effizienter, wenn sie gemeindeorientiert oder direkt mit einzelnen Landwirten durchgeführt wird (Carbiocial, LEGATO, LUCCi, SuLaMa, SURUMER). Der Wille der Stakeholder Innovationen anzunehmen, steigt in der Regel mit zunehmendem Beteiligungsgrad (COMTESS).

Ausblick

Nach Ende der Fördermaßnahme stehen den Akteuren (Stakeholdern) in den verschiedenen Regionen Entscheidungsunterstützungsinstrumente und Landnutzungsmanagementpläne zur Verfügung. Es sind darüber hinaus eine große Anzahl an Daten, Medien und Publikationen auf den verschiedenen Projektwebseiten für die breite Öffentlichkeit frei zugänglich (alle Projekte). Sie unterstützen die lokale Bevölkerung gezielt dabei, die gegenwärtigen nicht-nachhaltigen Landnutzungssysteme auf eine nachhaltige Landnutzung umzustellen und diese langfristig durchzuführen. Teilweise wurden vor Ort auch Zentren zur Aus- und Weiterbildung und als Beratungsdienst für ein nachhaltiges Landmanagement neu eingerichtet, um den Menschen vor Ort bestmöglich dauerhaft zu helfen (LUCCi, SuMaRiO). Lokale Landnutzer und Entscheidungsträger können verschiedene Varianten der Empfehlungen und Modelle wählen, welche für ihre Region geeignet sind. Viele der Empfehlungen sind auf andere Regionen übertragbar (alle Projekte).

In mehreren Bereichen wie Klimaschutz und Klimaanpassung sowie Ressourcenschutz (Boden, Wasser, Biodiversität und Ökosystemleistungen) besteht allerdings auch noch Forschungs- und Handlungsbedarf. Diese Bereiche verdienen mehr Aufmerksamkeit in der Politik und dem öffentlichen Diskurs (alle Projekte), was seit vielen Jahren von der CBD und anderen Konventionen oder dem Weltklimarat IPCC als auch dem Weltbiodiversitätsrat IPBES wiederholt angemahnt wird!

Die empfohlenen Lösungen dieser Fördermaßnahme für ein nachhaltiges Landmanagement ermöglichen eine Verbesserung der Lebenssituation aktueller und künftiger Generationen. Das Einkommen der Menschen kann gesichert, Armut und Arbeitslosigkeit reduziert und Landflucht gestoppt werden. Die Empfehlungen können einen wesentlichen Beitrag zu den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) leisten.

Eine Herausforderung bleibt die Akzeptanz der Menschen für neue Formen der Landnutzung. Kommunikation und Capacity Building sowie Partizipation waren ein wesentlicher Bestandteil aller Projekte. Diese Werkzeuge sind unabdingbar, um einen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung hin zu neuen Formen der Landnutzung einzuleiten. Eine langfristig anhaltende Unterstützung und Beratung der Stakeholder in den Regionen ist dringend notwendig, um die empfohlenen nachhaltigen Systeme und ihre Umsetzung zu verstetigen.